In diesem Jahr erinnert die Stadt Tulsa, die zweitgrößte Metropole Oklahomas, an die Ereignisse im Frühsommer vor 100 Jahren, die als „Tulsa Race Massacre“ in die Geschichtsbücher eingegangen sind.
Am nordwestlichen Rand von Downtown Tulsa und dem Tulsa Arts District erstreckt sich der Greenwood Historical District. Hier hatte sich im frühen 20. Jh. die afroamerikanische Gemeinde um die zentrale Greenwood Avenue niedergelassen. Die Straße wurde zur wirtschaftlichen und sozialen Achse mit Geschäften, Lokalen, Unternehmen und Banken. Deshalb sah Booker T. Washington (1856–1915), Pädagoge, Sozialreformer und Bürgerrechtler, damals in Tulsa auch das „Gelobte Land für Afroamerikaner“ und sprach von der „Black Wall Street“.
Am 31. Mai und 1. Juni 1921 sollte sich Alles ändern: Während der schlimmsten Rassenunruhen in der Geschichte der USA ging das blühende afroamerikanische Viertel in Flammen auf. Zuvor hatte man fälschlicherweise den 19-jährigen afroamerikanische Dick Rowland beschuldigt, die weiße Sarah Page belästigt zu haben. Um Rowland vor den weißen Angreifern zu schützen, versuchten afroamerikanische Bürger den Jungen in Sicherheit zu bringen. Beim Gerangel löste ein Schuss aus einer Polizeiwaffe – und das Unheil nahm seinen Lauf. Fast zwei Tage wütete der weiße Mob und am Ende waren etwa 800 Verletzte, mindestens 39 Tote – so die offizielle Zahl, Schätzungen schwanken zwischen 75 und 300 Opfern – und über 35 zerstörte Häuserblocks die traurige Bilanz.
Greenwood Rising
Lange Zeit tat sich die Stadt mit der Aufarbeitung der Ereignisse schwer. 2001 richtete man eine Kommission zur Aufarbeitung des Tulsa Race Massacres ein und 2010 wurde der John Hope Franklin Reconciliation Park zwischen dem Greenwood Historic District und dem Tulsa Arts District eröffnet. Der Park erinnert mit Bronzeskulpturen und einem „Tower of Reconciliation“ an die Opfer des „Tulsa Race Massacre“, aber auch an die Verdienste der afroamerikanischen Bevölkerung der Stadt und schließlich an die Ungerechtigkeiten, die die indigenen Völker des Bundesstaats erfahren haben.
„Black Lives Matter“ und der 100. Jahrestag des Tulsa Race Massacre haben das Nachdenken über die Vergangenheitsbewältigung weiter forciert. Im Rahmen des „Greenwood Rising Development“ wird rechtzeitig zur Erinnerungsfeier am 2. Juni 2021 das Greenwood Rising History Center am Anfang der einstigen Black Wall Street eröffnet. In dem neuen Museum wird die legendäre „Black Wall Street“ ebenso im Fokus stehen wie die Aufarbeitung der Ereignisse im Frühsommer 1921.
Fire in Little Africa
Getreu dem Motto der afroamerikanischen Gemeinde von Tulsa, „We’re still here 100 years later and stronger than ever!“, hat es sich nun auch die Hip-Hop-Szene der Stadt zur Aufgaben bemacht, die Ereignisse mit einem eigenen Musikalbum „Fire in Little Africa“ aufzuarbeiten. 50 Künstler aus ganz Oklahoma konnten für die Produktion gewonnen werden, die unter der Ägide von Motown Records steht. Die 21 Stücke des Albums rufen nicht nur die Ereignisse von 1921 wieder in Erinnerung, der langsame Wiederaufbau wird ebenso thematisiert wie auch ein Blick in die Zukunft der „New Black Wall Street“ geworfen wird. Bezeichnenderweise wurde das Album im März 2020 in der Skyline Mansion aufgenommen, einst Villa von Stadtgründer Tate Brady, dem Verbindungen zum Klu Klux Klan nachgesagt wurden.
INFOS
Tulsa Race Massacre Centennial: www.tulsa2021.org
Fire in Little Africa: https://fireinlittleafrica.com
Greenwood Rising: https://www.tulsa2021.org/rising
Lesetipp: Randy Krehbiel, Tulsa 1921: Reporting a Massacre (University of Oklahoma Press, 2019)